Siemens Energy erwartet mehrere Milliarden Verlust durch Windgeschäft

Andere Geschäftsbereiche bleiben stabil. Die Mängel betreffen bestimmte Rotorblätter und Hauptlager sowohl älterer als auch neuer Landturbinen.

09.08.2023, ZfK

Die Flaute bei Siemens hält an. (Archivbild)
Bild: © Siemens Energy
Der Energietechnikkonzern Siemens Energy geht wegen der massiven Probleme im Windgeschäft von einem Jahresverlust von mehreren Milliarden Euro aus.
Dabei belasteten sowohl Kosten für die Behebung von Qualitätsmängeln bei Landturbinen als auch deutlich höhere Aufwendungen für den Hochlauf für Meeresanlagen (Offshore). Das bereits laufende Sanierungsprogramm der Wind-Tochter Siemens Gamesa soll nun überprüft werden. Einzelheiten will Siemens Energy auf einem Kapitalmarkttag im November vorstellen.

Ältere und neuere Landturbinen betroffen
Die Mängel betreffen bestimmte Rotorblätter und Hauptlager sowohl älterer als auch neuer Landturbinen. Betroffen ist dabei lediglich ein Teil der Anlagen.
Die Kosten für die Reparatur bezifferte Siemens Energy am Montag bei der Vorlage der Quartalszahlen auf 1,6 Milliarden Euro, die im dritten Quartal verbucht wurden. Im Offshore-Bereich rechnet das Unternehmen mit höheren Produktkosten. Dies sowie „weitere Probleme“ beim Hochlauf der Aktivitäten führen zu weiteren Belastungen von 600 Millionen Euro.

Verlust in Milliardenhöhe
Für das Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) erwartet Siemens Energy nun einen Verlust nach Steuern von rund 4,5 Milliarden Euro, nach einem Minus von 712 Millionen Euro im Vorjahr. Die operative Ergebnismarge soll bei minus 8 bis minus 10 Prozent liegen. Das ist deutlich weniger als das Unternehmen vor dem Rückzug der Prognose im Juni in Aussicht gestellt hatte. Auch beim Umsatz wurde das Unternehmen vorsichtiger. Hier geht das Unternehmen von einem vergleichbaren Erlösplus von noch neun bis elf Prozent aus, nach zuvor in Aussicht gestellten zehn bis 12 Prozent. Dabei sind Währungs- und Portfolioeffekte ausgeklammert.

Aktie brach stark ein
Ende Juni hatte das Management um Konzernchef Christian Bruch wegen der Probleme im Windgeschäft die Ergebnisprognose, die zuvor bereits zweimal gesenkt wurde und schon hunderte Millionen Euro Verlust vorsah, zurückgezogen. Die Aktie war daraufhin binnen eines Tages um 37 Prozent eingebrochen. Bruch hatte einräumen müssen, das Ausmaß der Probleme so nicht erwartet zu haben.

Andere Geschäfte bleiben stabil
Dagegen zeigten sich das übrige Energietechnikgeschäft robust.
Sowohl im Geschäft mit Gasturbinen, Energienetzen sowie im Bereich Transformation of Industrie konnten die operativen Ergebnisse gesteigert werden. Der Umsatz stieg im Konzern um acht Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Der Auftragseingang legte um mehr als die Hälfte auf 14,9 Milliarden Euro zu. (dpa/pfa)


Nachfrage nach Wärmepumpen geht deutlich zurück
500.000 neue Wärmepumpen sollen nach dem Willen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck pro Jahr installiert werden. Doch die Zahl der Anträge ist drastisch eingebrochen.

08.08.2023 ZfK

Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist in den ersten sieben Monaten des Jahres deutlich zurückgegangen. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) wurden in diesem Zeitraum 55 858 Anträge für die Förderung einer Wärmepumpe gestellt. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 141 873, wie die Behörde am Dienstag mitteilte. Über den Rückgang bereits zum Halbjahr hatten zuvor «Spiegel» und Funke-Mediengruppe berichtet.
«Die Bafa-Zahlen sind ein Zeugnis der enormen Verunsicherung, die das geplante Heizungsgesetz ausgelöst hat», sagte der Sprecher des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima, Frank Ebisch, den Funke-Zeitungen nun. Die Betriebe wüssten nicht, wie sie rechtssicher beraten könnten und wie es mit der Förderung weitergehe. «Da kann es nicht überraschen, dass Verbraucher und Firmen in der derzeitigen Lage lieber abwarten.»

Behörde: Zahlen nicht ohne Weiteres vergleichbar
Die Bafa wies darauf hin, dass es im vergangenen Jahr im Juli wegen einer damals bevorstehenden Änderung der Förderrichtlinien einen deutlichen Anstieg der Anträge gab. Dies müsse bei einem Vergleich berücksichtigt werden. Wurden im Juni 2022 noch knapp 23 000 Wärmepumpen-Förderanträge registriert, waren es im Juli bereits gut 44 000. Im August schnellte die Zahl dann auf gut 148 000 hoch. Die Nachfrage war so groß, weil damals eine kurzfristige Änderung der Förderrichtlinien angekündigt wurde. Unter anderem wurden dabei die Fördersätze verringert. Rein auf der Basis von Antragsdaten seien keine Aussagen über die Motivation und insbesondere Änderungen im Antragsstellungsverhalten möglich, betonte die Behörde. Auch bei Sanierungen halten sich die Deutschen dem Bericht der Funke-Zeitungen zufolge zurück. Nach vorläufigen Zahlen des Marktforschungsinstituts B+L seien im ersten Halbjahr 14,88 Millionen Quadratmeter Gebäudefläche mit Wärmedämmverbundsystemen gedämmt worden – ein Minus von knapp 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel reagierte besorgt. «Die politische Diskussion ist auf die Heizungstechnik verengt. Das Thema Wärmedämmung ist für viele Immobilienbesitzer aus dem Fokus gerückt – das spiegelt sich am Markt wider», sagte VDPM-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Riechers den Funke-Zeitungen. (dpa/amo)


Flughafen Hamburg errichtet eigenen Windpark

70 Mio. Euro soll das Projekt kosten. Nun hat Hamburg Airport dafür eine Betreibergesellschaft gegründet.

Der Hamburger Flughafen hat die Weichen für den geplanten eigenen Windenergiepark in Schleswig-Holstein gestellt. Mit der Gründung einer eigenen Betreibergesellschaft würden nun die Voraussetzungen für das rund 70 Mio. Euro teure Projekt geschaffen, teilte die Flughafengesellschaft am Dienstag mit. Sie hatte im März angekündigt, auf einem eigenen Grundstück im Heidmoor bei Lentföhrden im Kreis Segeberg einen Windpark zu errichten. Dort sollen sechs Windkraftanlagen ab 2027/28 jährlich mehr als 100 Gigawattstunden Strom (100 Mio. kWh) erzeugen und den gesamten Bedarf des Flughafens decken.


250 Mio. Euro, eigener Windpark Airport Hamburg

Die Flughafengesellschaft sieht den Windpark als wichtigsten Baustein für seine Klimaschutzstrategie „Net Zero 2035“. Damit soll Deutschlands fünftgrößter Airport seinen Betrieb schon ab 2035 komplett von fossilen Energieträgern auf regenerative Energien umstellen und CO2-frei wirtschaften. Dafür sind für die nächsten zwölf Jahre Ausgaben von insgesamt 250 Mio. Euro geplant. Eine weitere Säule des Projekts ist der Verzicht auf Erdgas. Der Flughafen-Betreiber will seine rund 100 Gebäude nach früheren Angaben mit einem Netz aus Fernwärme, Biogas, Elektrodenheizkesseln und Erdwärme beheizen. Zudem werde die Errichtung von PV-Anlagen auf flughafeneigenen Gebäuden geprüft.

Wartungsprozesse mit Wasserstoff
Zudem engagiert sich Hamburg Airport im Hydrogen Aviation Lab und setzt sich so für die Entwicklung künftiger Flugzeuggenerationen ein, die mit wasserstoffbasierten Antrieben fliegen. Deren Einsatz ist nach Angaben des Flughafenbetreibers für Mitte der 2030er-Jahre prognostiziert. Zudem würden auch am Hamburger Flughafen Wartungs- und Bodenprozesse mit Wasserstofftechnologie konzipiert und erprobt, um sich auf die Abfertigung und Instandhaltung wasserstoffbetriebener Flugzeuge vorzubereiten. Die nächsten Entwicklungsprojekte mit internationalen Partnern seien bereits in der Planung.
(jk mit dpa)