Propaganda mit falschen Tatsachen

15.3.2023, BI Gegenwind Straubenhardt e.V.
Foto © Can Stock Photo / mirzavis

BI-Gegenwind  Straubenhardt e.V. informiert korrekt die Medien.
Doch der Betreiber der Anlagen. die KMW verdreht die Wahrheit, die Medien übernehmen den Fake kritiklos. Am 1.3.2023 fragt der Pforzheimer Kurier/BNN bei der BI-Gegenwind Straubenhardt e.V. an, woher sie die veröffentlichten Zahlen zum tatsächlichen Windstromertrag in den zurückliegenden Jahren der Straubenhardter Windkraftanlagen im Gemeinde- und Forstwald bezieht. Die BI antwortete daraufhin noch am gleichen Tag.

Bis 2014 wurden die Erträge jeder Windkraftanlage ganz leicht einsehbar direkt von jedem deutschen Netzbetreiber veröffentlicht. So konnten unter www.transnetbw.de die Windkrafterträge einzelner Anlagen nach Postleitzahlen sortiert eingesehen und auch herunterladen werden. Diese transparente Form der Veröffentlichung wurde auf politischen Einfluss hin 2015 eingestellt, vermutlich weil die Bürger nicht sehen sollten, wie gering die Erträge der meisten Windkraftanlagen wie zum Beispiel von Simmersfeld waren. Mit dem Hinweis, es werde eine neue Form der Veröffentlichung erstellt, wurden die eigentlich gesetzlich verpflichtete Veröffentlichung der Ertragsdaten für zwei Jahre komplett unterlassen. Dagegen klagte eine Reihe Interessenverbände. Da das Erneuerbare Energien Gesetz eine Veröffentlichungspflicht der von jedem einzelnen Stromzahler hochsubventionierten Anlagen enthält und man sich hier wohl nicht traute, diese Transparenzpflicht zu ändern, erfolgte eine Veröffentlichung der Einzelanlagen ab 2017 auf einer gemeinsam von allen deutschen Netzbetreibern erstellten Plattform, www.netztransparenz.de. Der früher bequeme und übersichtliche Datenzugriff wurde in dem neuen Portal allerdings überaus kompliziert und intransparent gestaltet. Ganz offenbar sollte es den Bürgern erschwert werden, an die Daten von Einzelanlagen zu gelangen, wie das ja auch Ihnen auf Anhieb nicht gelungen ist.

Um die Ertragsdaten zu erhalten, muss man zunächst dem sogenannten ANLAGENREGISTER (Link), in dem alle in Deutschland bezuschussten EEG-Anlagen aufgeführt sind, die Anlagennummer der gesuchten EEG-Anlage(n) entnehmen. Die Liste liegt als CSV-Datei vor und kann in Excel importiert und zur Auswertung reduziert werden, denn sie hat über 400.000 Zeilen und knapp 100 MB Umfang. Die Straubenhardter Anlagen findet man, indem man zunächst die Liste nach der Spalte der Erzeugungsart sortiert und alle Nicht-Windkraftanlagen aus der Liste entfernt. Danach sortiert man die verbliebenen Windkraftanlagen nach der Postleitzahl. Unter Straubenhardt (75334) findet man schließlich die 11 Straubenhardter Windkraftanlagen und ihre Anlagennummern.

Anhand dieser Nummern kann man dann die Stromerzeugung aus der sogenannten BEWEGUNGSLISTE
(Link) finden. Hierbei ist zu beachten, dass Einzelanlagen manchmal mehrere Ertragseinträge besitzen, die man jeweils addieren muss. Haben Sie alle Einträge aller 11 Straubenhardter Windkraftindustrieanlagen addiert, erhalten sie exakt die Zahlen, die in unserer Tabelle in der ersten Zeile stehen, ‚tatsächlicher Ertrag‘. Das ist der Nettoertrag der Straubenhardter Windindustrieanlagen am Netzeinspeisepunkt für das jeweilige Jahr. Da einige Anlagen im ersten Betriebsjahr 2018 nicht gleich am 1. Januar betriebsbereit, alle also nicht 11 x 8760 Stunden am Netz waren (der Tag der Inbetriebnahme ist im Anlagenregister vermerkt) sondern nur insgesamt 87784 Stunden – das sind 91,1% – haben wir die 47792 MWh des Jahres entsprechend hochgerechnet (Zeile ‚zeitbereinigt‘). Das ist der statistische reale Ertrag der Straubenhardter Windindustrie seit Betriebsbeginn 2018. Die Recherche ist recht zeitintensiv, wie gesagt bis 2014 war die Windkrafterzeugung in Deutschland öffentlich transparent in wenigen Minuten einsehbar, auf politischen Druck hin wurde das erschwert. Die Daten fürs Vorjahr werden jeweils ab August des Folgejahres neu verfügbar, wobei 2022 aufgrund eines sehr ähnlichen Windaufkommens in den DWD-Wetterstationen einen ähnlichen Ertrag wie 2021 erwarten lässt.

Grundlage der Genehmigung, um einen solch massiven Eingriff in die Natur zu rechtfertigen, war die Ertragsprognose des TÜV von 85.000 MWh Windstrom pro Jahr. Heute zeigt sich, dass der TÜV die realen Ertäge um 40% überhöht hat, wie auch immer eine solch gravierende Fehleinschätzung zustande gekommen ist (!!). Wir selbst haben 2016 eine eigene Ertragsprognose durchgeführt, die die realen Erträge um lediglich 3% unterschätzt hat. Unsere Analyse war 2016 veröffentlicht und auch dem Landratsamt bekannt.

Antwort des Pforzheimer Kuriers/BNN, nachdem sie diese Antwort der BI auch zum Gegencheck dem Betreiber der KMW vorlegte:
Der Betreiber KMW äußert sich auf meine Nachfrage zufrieden mit den vergangenen Jahren: In den vergangenen Jahren hat der Park durchschnittlich circa 63.000 MWh jährlich produziert. 2022 seien es laut Netzbetreibermessung 62.376 MWh gewesen. «Die Prognose entspräche den üblichen Erwartungen eines Windparks in Süddeutschland mit einer Größe von elf Windenergieanlagen dieses Typs», so Koch (KMW). Die theoretische Produktion bei einer 100-prozentigen Verfügbarkeit liege bei rund 77.000 MWh. Zu Beginn des Projekts seien zwölf Windenergieanlagen geplant gewesen. Im weiteren Projektverlauf habe sich herausgestellt, dass nur elf Windenergieanlagen errichtet werden konnten. Damit habe sich auch die Prognose eines TÜV-Gutachtens von 84.000 MWh Produktion pro Jahr auf 77.000 MWh.

Die BI antwortet am 2.3.2023
Dass der Betreiber keine Unzufriedenheit äußert, wundert nicht. Wie wir an unserer Stromrechnung sehen, explodieren unsere Strompreise seit 2021.
Eine Reduktion von 85.000 (nicht 84.000) auf angebliche 77.000 ist eine klare Falschinformation des Herrn Koch. Wir fügen Ihnen das Original-TÜV-Gutachten Revision 12 vom Frühjahr 2015 bei. Dieses lag der Genehmigung zugrunde. Dort wurde für ZWÖLF Windkraftanlagen ein Netto-Ertrag vom 94648 MWh errechnet, Tabelle 23 Seite 45(!!). Dieser reduziert sich durch den zurückgezogenen Antrag für WKA Nr. 4 dann auf rund 85.000 MWh, die wir als Zahl publizieren! Das Baugesuch für die 12. WKA wurde im Frühjahr 2015 wegen zu geringem Abstand zum Segelflugplatz zurückgezogen. Daneben musste übrigens ein zweites Gutachten vorliegen, das von der Firma RSC erstellt und für elf Windkraftanlagen sogar 86.000 MWh Stromerzeugung prognostizierte. Auch dieses können wir Ihnen zusenden.
Warum Herr Koch Ihnen hier eine leicht widerlegbare Falschinformation gibt, Absicht oder Unwissen, ist für uns nicht nachvollziehbar – es ist aber eine Falschinformation! Und was versteht Herr Koch (KMW) unter 100%iger Verfügbarkeit? Seit die Anlagen am Netz sind, sind sie auch verfügbar. Fallen sie wegen technischer oder sonstiger Mängel aus, sind das prinzipbedingte Ausfälle. Wir rechnen ja bei thermische Kraftwerke auch nicht deren Wartungszeiten schön.

Zufrieden kann der Betreiber ohnehin sein. Windkraftanlagen, die vor 2017 genehmigt worden sind, also auch Straubenhardt, wurden lange mit 11,8 Cent / Kilowattstunde fürstlich entlohnt, obwohl der Börsenertrag für unplanbaren Zappelstrom lange Zeit bei nur 3 Cent / Kilowattstunde lag. Diese Differenz haben wir Stromzahler ausgeglichen. Seit die Bundesregierung die Angleichung der Erzeugerpreise an das teuerste Kraftwerk 2021 initiert hat, explodieren die Strompreise aber, was ja jeder Bürger inzwischen schmerzlich feststellt.
Die KMW kann deshalb seit 2021 sehr zufrieden sein, weil wir (also Sie und wir) ständig tiefer in die Tasche greifen müssen. Für gut situierte Menschen war und ist das vorerst noch kein Problem, wohl aber für die Industrie und für die sozial Schwächeren!

Jetzt wurde die EEG-Umlage 2022 vom Strompreis ins Steueraufkommen verlagert und der Erlös aber mittlerweile über dem Garantiepreis der außerdem von der Bundesregierung noch um 25% erhöht wurde, liegt, hat der Staat aus der Subvention uneffektiver Windkraftanlagen eine Einnahmequelle generiert, sobald der Börsenpreis rund 140 Euro/MWh überschreitet, die wir alle zusätzlich über den Strompreis bezahlen. Die wenigsten haben diesen Zusammenhang verstanden.

Woher Herr Koch (KMW) seine Zahlen nimmt, wissen wir nicht. Tatsache ist, dass die 85.000 MWh des TÜV Süd Grundlage der Genehmigung waren – und keine 77.000 oder 63.000, um den massiven Eingriff und die Naturzerstörung von 14 Hektar Wald, die uns alle betreffen, zu rechtfertigen. Und Tatsache, die öffentlich nachvollzogen werden kann, ist, dass die Erzeugung den Werten unserer Tabelle entspricht. Mag sein, dass Herr Koch (KMW) die Bruttostromerzeugung am Generator nennt, bis zum Netzeinspeisepunkt entstehen jedoch Verluste, außerdem verbraucht die WKA selbst Strom. Oder er nennt gar die virtuelle Stromerzeugung. Bei hohem Windstromaufkommen müssen auch im windarmen Baden-Württemberg Windstrom-Anlagen stillgelegt werden, um die Netzstabilität nicht zu gefährden. Die Windstromerzeugung steigt und fällt ja mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit, was zu dem unlösbaren Problem massiver Stromüberschüsse an Starkwindtagen, und ansonsten massiver Untererzeugung an den häufigen Schwachwindtagen führt. Auf transnetbw.de kann man sehr schön die laufende Einspeisung und das extreme Schwanken der Windstromerzeugung verfolgen. Die Abschaltungen bei Überschuss werden dem Windradbetreiber aber von der Gesellschaft bezahlt. Wir haben also den irrsinnigen Zustand, dass Windkraftanlagen mit jeder zusätzlichen Anlage einen immer schlechteren Wirkungsgrad bekommen, und wir höhere Strompreise, weil sich mit jeder neuen Windkraftanlage die Zahl der Abschaltungen erhöht. Von all diesen Risiken ist der Windanlagenbesitzer völlig freigestellt und trägt kein unternehmerisches Risiko.

Daraufhin publiziert die Pforzheimer Kurier/BNN den von unserer Seite korrekt korrigierten
Artikel und übernimmt wieder die Falschinformation des KMW.
Wir reklamierten diese journalistische Schlamperei am 14. März 2023
Mit einigem Erstaunen haben wir den Artikel über die Windindustrieanlagen im Straubenhardter Wald in der BNN gelesen. Wir hatten Ihnen mit einigem persönlichem Zeitaufwand sehr ausführlich dargestellt, dass Koch (KMW) Ihnen gegenüber eine FALSCHAUSSAGE getätigt hat – ob durch Unwissen oder beabsichtigt sei dahingestellt – als das KMW die TÜV-Prognose für die Windindustrieanlagen in Straubenhardt von 85.000 MWh auf 77.000 MWh schöngerechnet hat. Als eindeutigen Beleg hatten wir ihnen das Original TÜV-Gutachten beigefügt, und – damit Sie nicht noch viel Zeit durch Suchen in den über 100 Seiten verwenden müssen – Ihnen auch dargelegt, wo die Tabelle der Gesamtprognose in dem Gutachten zu finden sei. Dass die 77.000 MWh eine freie Erfindung sind, hätten Sie in 2 Minuten nachvollziehen können.

Dennoch wurde in Ihrem Artikel diese Falschinformation durch den Betreiber für Ihre Leser abgedruckt, und der Leser kann diese Falschinformation nicht als solche erkennen. Wir fragen uns, warum Sie das tun? Erstaunlich finden wir auch, dass wir ehrenamtlich Informationen erarbeiten und diese an die Presse weitergeben, deren Publikation im ureigensten Interesse der Presse liegen müsste.
Sie erhalten zum Nulltarif wertvolle Informationen und wir liefern auch die Quellen dazu, mit denen Sie die Richtigkeit unserer Informationen überprüfen können. Dennoch versuchen Sie, (aus welchem Interesse heraus eigentlich?) die eigentliche Brisanz dieser Informationen abzuwerten und relativieren, dass der Betreiber ja ‚zufrieden‘ sei. Wem fühlen Sie sich eigentlich verpflichtet, der Öffentlichkeit oder dem Betreiber oder einer bestimmten Politik? Wir dachten, Presse lebt von der Publikation wahrhafter Nachrichten und die sollten unabhängig vom Betrachter immer gleich sein.

Wir sind gespannt, ob die BNN bei der nächsten Verlautbarung des Betreibers bei uns Rücksprache halten wird, damit wir eine relativierende Stellungnahme zu Aussagen des Betreibers abgeben können? Wobei wir persönlich ein solches Vorgehen ablehnen.
Verkommt die Presse dann nicht zur Belanglosigkeit, wenn für Leser ohne tiefgründiges eigenes Hintergrundwissen nicht nachvollziehbar einander widersprechende Informationen vermengt werden? Dies macht unserer Ansicht nach nur dann Sinn, wenn auch das nötige Grundlagenwissen zur Bewertung mit vermittelt wird. Dann verlassen wir aber den Bereich der Tagespresse. Vielmehr wollen wir mit unseren Anmerkungen eine alternative Betrachtungsweise anregen und den Lesern objektive Sachgrundlagen bieten!