EINE KRITISCHE BETRACHTUNG DES ÜBERARBEITETEN WINDATLAS 2019 BADEN-WÜRTTEMBERG – ZUSAMMENFASSUNG

Dr.-Ing. Detlef Ahlborn
Dipl. Ing. (FH) Jörg Saur
Prof. Dr. Michael Thorwart

Publiziert von Vernunftkraft.BW

Kurzfassung

Diese Analyse untersucht den im Mai 2019 vorgestellten neuen Windatlas 2019 Baden-Württemberg im Hinblick auf seine Konsistenz, die Zuverlässigkeit der Prognosen, und die Gültigkeit der darin getroffenen Aussagen. Der bislang verwendete Parameter „Mittlere Windgeschwindigkeit“ wird im neuen Windatlas durch die „Mittlere gekappte Windleistungsdichte“ ersetzt.

Wir zeigen, dass der willkürlich und politisch festgelegte Wert der Kappgeschwindigkeit von 15 Meter pro Sekunde physikalisch-technisch nicht begründet werden kann und zu einer Überschätzung der Standortgüten von bis zu 20 Prozent führt. Weitere Unstimmigkeiten im neuen Windatlas treten zu Tage, wenn man die vom Umwelt-ministerium Baden-Württemberg neu geforderte Flächenleistung von 215 Watt pro Quadratmeter betrachtet. Durch Validierung anhand von real existierenden Ertragsdaten des „Vorzeige-Windparks“ Lauterstein auf der Ostalb zeigen wir, dass diese in der Realität nicht erreicht wird. Weiterhin weisen wir systematisch nach, dass die meisten Windkraftanlagen in Baden-Württemberg weit unterhalb ihres prognostizierten Referenzertrags von 60 Prozent bleiben und somit hätten gar nicht genehmigt werden dürfen.

Gleichfalls zeigt unsere Analyse auf, dass der Auslastungsgrad aller zur Zeit vorhandenen Wind-kraftanlagen im Bereich von 20 Prozent bezogen auf die möglichen Volllaststunden bleibt. Dies bestätigt sich ebenfalls durch einen unabhängigen Zugang über die Untersuchung der Häufigkeits-verteilungen der Windgeschwindigkeiten, die wir systematisch für 28 vorhandene Messstationen des Deutschen Wetterdienstes in Baden-Württemberg erstellt haben. Aus den gemessenen Weibull-Parametern für die Windgeschwindigkeitsverteilungen folgt zwingend, dass der am häufigsten vorkommende Betriebszustand einer Windkraftanlage in Baden-Württemberg der Stillstand ist.

Dies deckt sich mit der Alltagserfahrung von stillstehenden Windrotoren im Schwachwindland Baden-Württemberg. Interessant ist ein weiteres Ergebnis unserer Untersuchung: Im Gegensatz zur Darstellung im neuen Windatlas 2019 Baden-Württemberg weisen wir nach, dass vorhandene transparente Messreihen der Windgeschwindigkeiten des Deutschen Wetterdienstes sehr wohl für eine Ertragsprognose von Windkraftanlagen benutzt werden können. Ihre Genauigkeit scheint zumindest mit jener des Windatlas vergleichbar, wenn nicht sogar höher zu sein.

Ein weiterer Schwachpunkt des neuen Windatlas 2019 Baden-Württemberg ist, dass der behauptete Abgleich im Modell mit den Ertragsdaten bereits vorhandener Windkraftanlagen entweder gar nicht oder fehlerhaft durchgeführt wurde. Dies zeigt sich sehr einfach, indem man im aktuellen Windatlas auf der Karte an eine Stelle einer vorhandenen Windkraftanlage geht und jene Werte mit vor-handenen Ertragsdaten vergleicht. Die Ursache für die Diskrepanz bleibt unklar, zeigt aber, dass der Windatlas seinem eigenen Anspruch an eine vermeintlich höheren Genauigkeit, an seine Zuver-lässigkeit und eine Verwendbarkeit für künftige Planungen nicht erfüllt.

Die verwendete Datengrundlage wurde zudem nicht öffentlich gemacht und kann damit keiner unabhängigen Prüfung unterzogen werden. Die Landesregierung als Auftraggeber ist somit ihrer Pflicht und Verantwortung gegenüber den Landkreisen, den Kommunen und der Bürgerschaft nicht nachgekommen, Transparenz und Objektivität der Studie zu gewährleisten. Mehr …

Windatlasvergleich mit der Situation in Straubenhardt

Vergleich des Windatlas Baden-Württemberg mit der Realität am Standort der Windkraft-Industrieanlage Straubenhardt mit 11 Windkraftanlagen Siemens SWT-113 3.0 mit 140m Nabenhöhe aus den Ergebnissen der Betriebsjahre 2018 und 2019 BI Gegenwind Straubenhardt e.V., September 2020. Mehr …

Bilanz der Windkraftanlagen in Straubenhardt

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